Funktionsweise SAC Kupplung - stehe auf dem Schlauch

  • Hallo Leute,


    ich brauche Euer Hirn. Meiner stockt gerade gewaltig. Selbstnachstellende Kupplung - SAC von LuK (kraftgesteuert).


    Hier haben wir ein PDF von LuK, wo relativ gut die Funktionsweise erklärt ist. PDF von Repxpert
    Hier noch ein Video mit gleichem Inhalt, aber nicht so detailliert, wie im PDF Youtube



    Wenn ICH also das ganze richtig verstanden habe, passoert die Nachstellung des Rampenringes (und somit die Verlagerung der Kipppunkte der Tellermembran) nur zum Zeitpunkt des Auskuppelns, genau dann, wenn meine Betätigungskraft höher ist (durch Verschleiss und Winkeländerung der Membran), also die Kraft der Sensortellerfeder. Die gibt dann soweit nach, wie die Kraftdifferenz ist. Der Rampenring ist dann nicht mehr zwischen Membranteller und Gehäuse geklemmt und rutscht mit Hilfe der 3 kleinen Federn nach --> der Spalt wird verschlossen / ausgeglichen -> die Membran sitzt nun nach dem Einkuppeln tiefer in der Kupplung drin und hat wider den gleichen Winkel, wie vorher. Soweit sogut.



    Nun mein Problem mit der Geschichte:


    wieso zum Geier soll ich dann die Montage / Demontage mit dem Spezielwerkzeug machen, wenn dieses genau das Auskuppeln (also einziger Zustand, in dem die Verstellung überhaupt passieren kann) simuliert. Drehe ich also das Werkzeug zu tief ein (und es gibt keine Angabe oder Begrenzung bei dem Ding!), übersteige ich doch die Gegenkraft der Sensortellerfeder und gebe somit den Rampenring frei --> ungewollte Nachstellung.



    Aber LuK würde doch nicht einfach aus Spaß schreiben: Montage / Demontage nur im gegenkraftfreien Zustand mit Spezielwerkzeug. Also müsste das Entspannen der Druckplatte (ausfahren) beim Abschrauben der Kupplung OHNE Spezialwerkzeug (eingekuppelter Zustand) ebenfalls zur losen Rampe führen ?( .???



    Nun ein Blick in TIS (ich benutze bmwcats auf Russisch, deswegen kein Link für Euch) sagt aber: bei Demontage einer benutzen Kupplungsplatte: KEINE Spezialwerkzeuge benutzen! Erst danach wird das SW 21 2 180 zum Fixieren (bzw. Zurücksetzen) des Rampenrings benutzt. Und dann das SW 21 2 170 zum Vorspannen für erneute Montage. Somit geht BMW ausdrücklich davon aus, dass das ungewollte Nachstellen des Rampenringes NUR bei Wiedermontage (ich denke mal GENAU WEGEN dem Vorspannen mit SW 21 1 170) passieren kann.



    Nun stellt sich mir persönlich die Frage: warum soll ich die Tellermembran beim Wiedereinbau überhaupt vorspannen?


    BMW geht doch davon aus, dass bei Demontage kein ungewolltes Nachstellen passiert. Somit steht die Kupplung genau da, wo sie soll bei gewissem Abrieb. Wenn ich also den Rampenring nicht zurücksetzen will (für z.B. neue Scheibe), kann ich doch gleich die Platte vorsichtig und gleichmäßig anschrauben. Was soll da passieren? Die Gewinde der kleinen Schrauben für Kupplungsplatte beschädigen? Wie haben denn die alten Kupplungen ohne SAC das überlebt?



    Also, lange Rede - kurzer Sinn: wo ist mein Denkfehler? Wer hat recht? BMW oder LuK? (zumindest bei Demontage).



    Gruß
    Alex

  • Sooo, Versuch macht kluch. Für all die leidenden nach mir :)



    Experimentutensilien:


    - alte Druckplatte + die dazugehörige Reibscheibe
    - das alte ZMS, was jetzt wieder eingebaut wird, weil das neue (ca. 10tkm) Sachs ZMS komplett Schrott ist
    - selbstgebauter Abzieher für Gummilager (M12 Stange + Langmuttern + Scheiben)
    - Werkzeug (Maulschlüssel, Ratsche, Inbusnuss)


    Durchführung:
    - Position der kleinen Plastikbacken vom Rückstellmechanismus markieren (da, wo die 3 Federn drücken)
    - Druckplatte auf ZMS legen (ob mit oder ohne Reibscheibe, je nachdem, was man vor hat)
    - Gewindestange durchstecken und Kupplung vorspannen -> ausrücken (auskuppeln)
    - Beobachtungen aufschreiben
    - Zurücksetzen des Nachstellmechansmus (ohne Reibscheibe drin): Mit Schraubendreher (am besten flach und nicht zu groß) den Rampenring wieder zurücksetzen, festhalten und wieder einkuppeln,
    - Neue, zurückgesetzte Position der Plastikbacken markieren (quasi "Neuzustand" der Druckplatte, nur ohne Arretierungsstern)
    - Reibscheibe rein, dann die Druckplatte OHNE Vorspannung (eingekuppelter Zustand) mit den Schrauben über Kreuz je 1/4 Umdrehung montieren. So, wie es angeblich AUF KEINEN FALL gemacht werden sollte
    - Position der Plastikbacken beobachten
    - Funktionstest: mit Vorspannwerkzeug auskuppeln, bis sich die Reibscheibe mit Schraubendreher seitlich frei drehen lässt (ausgekuppelt)
    - Position der Plastikbacken beobachten
    - dann wieder einkuppeln und die Druckplatte OHNE "Spezialwerkzeug" (so, wie es auch im TIS steht) demontieren (über Kreuz nur eine 1/4 Umdrehung pro Schraube, bis alles locker war)
    - Position der Plastikbacken beobachten
    - die letzen Schritte nochmal wiederholen, aber diesmal OHNE das Zurücksetzen des Rampenrings auf "Neuzustand", und das so oft, bis man müde wird


    Danach habe ich den ganzen Spass auch noch mit dem Arretierungsstern wiederholt (lag noch von meiner Kupplung rum). Da war das aber heikel und nicht eindeutig. Hat zwar am Ende auch da funktioniert, hat aber mehrmals kräftig geknackt und mich wuschelig gemacht . Die Kupplung funktionierte danach aber trotdem genau so. Würde ich aber nicht empfehlen. Funktioniert auch ohne tadellos.


    Nun Resultate:
    1. Das Zurücksetzen des Nachstellmechanismus funktionierte bei der alten Druckplatte reibungslos, ist aber nur dann erforderlich, wenn ihr entweder eine andere Reibscheibe einbaut (dicker) oder keine Markierungen gemacht habt und nicht wisst, ob die Druckplatte ausgelöst ist. Oder ihr seid euch einfach nicht sicher, ob diese Druckplatte zu dieser Reibscheibe passt. Morgen hole ich noch eine 2.te, neuere Druckplatte (ca. 30tkm) samt Scheibe und probiere es da auch noch.
    2. Die Demontage UND AUCH Montage funktioniert ohne Spezialwerkzeug einwandfrei. Nichts verstellt sich, nichts klemmt danach, das Auskuppeln funktioniert und auch da verstellt sich nichts, SOLANGE die Druckplatte vorher nicht zurückgesetzt wurde
    3. Wurde der Nachstellmechanismus vorher zurückgesetzt, verstellt sich der Rampenring beim ersten Einkuppeln wieder genau so weit, wie er bei dieser konkreten Reibscheibe auch vorher stand. Und nicht wieter! Egal wie doll man dann noch "auskuppelt". (Warum das so ist, habe ich noch nicht rausggefunden, denn dabei ist ja die Reibscheibe frei, also genau so als ob sie nicht da wäre. Wenn sie aber wirklich nicht da ist, rutscht der Rampenring komplett raus. Ist mir noch ein Rätsel, aber sei es drum)


    So, all das betrifft die SAC II Kupplung von LuK, die kraftgesteuert ist. Wie genau die weggesteuerte Sachs reagiert, weiß ich nicht, habe keine. Nun kann man leider keine Reibscheibe mehr einzeln kaufen. Schade. Denn die Druckplatte der alten Kupplung (ca. 160tkm) hat noch nicht mal die Riefen (ab werk) auf der Oberfläche verloren, für mich also nahezu neu.

  • So, Experiment Teil 2 mit einer neueren Kupplung LuK von 2012 (lauf Vorbesitzer) ebenfalls mit gleichem Resultat, wie gestern. Diese Kupplungsvariante hat aber einen Stahlrampenring, statt Plastik, wie die originale LuK von Fahrzeuggeburt (war ein Engländer Z3 mit M54B30). Funktionieren aber beide gleich.


    Ein Paar Foto im Motor-Talk Thread: Link
    (da ist es einfacher mit den Fotos)