Hallo zusammen,
vorab, ich bin nicht sicher, ob ich in diesem Unterforum richtigerweise poste, könnte man ja auch unter "Neuvorstellung" machen, aber ich denke, meine ersten 31 Tage mit dem E39 könnten anderen helfen, sich bei einem Kauf des ersten E39 etwas mit dem zu befassen, was so auf einen zukommen kann. Ansonsten Bitte an die Mods, den Beitrag zu verschieben.
So, das ist das gute (?) Stück, 523iT, um die 230.000km, Produktion Jan 1998 - also ziemlich genau 20 Jahre alt.
Nun bin ich, was Alter und Kilometerleistungen zulaufender Autoprojekte betrifft, völlig schmerzbefreit, da ich schon in den 80ern mit BMW 02 mich da nicht drum geschert habe. Neben dem BMW 02 Thema (der in den 90ern auch schon 20 Jahre alt war) hab ich dann irgendwann die 02er erst aus dem Winterbetrieb und später aus dem Alltagsbetrieb herausgenommen.
Da waren dann ein paar Dienstwagen (meist BMW E36, E46) und Jahre später wieder ein "Daily Driver" nötig, so etwa Anfang der ersten 2000er Dekade (man sagt kaum "Nuller Jahre", oder?), das wurde dann bewusst und mit Absicht ein E30 Touring, der auch heute noch Daily Driver ist.
Warum schreib ich da so viel drüber? Nun, die "Kisten" waren eben auch schon mal leicht so um die 20 Jahre alt, als sie mich fanden (oder ich sie), genau das ist der Grund, weshalb ich hier mal den Vergleich ziehen möchte.
Beim 02 waren es eher technische Dinge wie Ölverbrauch und kratzende Getriebe bei 20 Jahre alten Wagen, dazu eine ganze Menge Rost, den man aber gut beheben konnte, weil die Strukturen überschaubar sind und zugänglich. Einen Transistor sucht man im 02 vergeblich, findet den höchstens im Radio, wenn denn eins drin war oder im 2002 tii, wo ein kleines "Elektronik-Relais" die zusätzliche Benzinmenge beim Kaltstart dosiert. Da sind übrigens drei Transistoren und 6 kleine Elkos drin, nur mal so, die gerne nach 40 Jahren schon mal schwächeln. Dann nimmt man den Lötkolben, bastelt die Umverpackung des Relais weg und lötet neue ein, kostet an Teilen maximal 40 Cent. Der komplette Schaltplan des 02 ist übrigens auf zwei Seiten der Betriebsanleitung abgedruckt.
Über die 02-Zeit hab ich dann auch gelernt, die M10-Motoren auch mit verbundenen Augen zerlegen und revisionieren zu können.
Beim E30 mit 20 Jahren war es der Wartungsstau, der schon mal nervte, technisch gab's da im Regelfall rein gar kein Problem, Rost hab ich damals an keinem E30 finden können (ok, heute seh ich das differenzierter, aber wir sind ja auch schon wieder 15 Jahre oder so weiter). Kontaktprobleme an Steckverbindungen der Türen (ZV-Probleme), durchgebrannte Birnchen aller Lämpchen und Beleuchtungen im Innern, das war's an sich dann schon. Je nachdem schon mal sich auflösende Sitzbezüge, Kupplungszylinder, der Waschwasserschlauch der Touring-Heckklappe, sonst fällt mir kaum etwas ein. Ich hab bis vor ca. 10 Jahren noch sehr schöne E30 für ganz kleines Geld finden können (hätte mir besser mal noch ein paar weggelegt, die Zeit ist leider vorbei).
Dann gibt's bei uns noch einen E34 touring, der allerdings selten, nicht auf Kurzstrecken und schon gar nicht im Winter bewegt wird. Sehr solide, sehr souverän, schön. Natürlich viel mehr Schiff als der E30. Perfekt für den Expresseinsatz auf lange Strecken. Von dem bin ich ausstattungsmäßig etwas verwöhnt, dachte, viel davon ist im E39 serie, war aber nicht.
Beim E39 war ich geneigt, zu interpolieren, meint: BMW hat Erfahrung gesammelt beim Touring-Bau, bei Elektronik und so erst recht. Nun begab es sich Anfang Dezember, so vor 6 Wochen also, dass ein weiteres wintertaugliches Gerät her musste. Ein E34 540iA wäre mein Wunsch gewesen, aber ich denke da bin ich zu spät dran, die sind alle in Liebhaberhänden und nix mehr mit günstig. Gut, der E39 fährt ruhig und schön (als 523 fast zu ruhig, das hohe Gewicht macht sich da doch sehr bemerkbar, aber zum Dahinrollen sei es halt so...)
Also nach E39 touring geschaut und - schwupps - den ersten, den wir besichtigt haben, für recht kleines Geld gekauft. Bei der Besichtigung war klar, einige kleine Macken außenrum, da kann ich mit leben, die fallen kaum auf. Heckklappe hält nicht auf, war beim E30 in 5 und beim E34 in 10 Minuten erledigt, geschenkt. Heizung (Klimatronic) außer Funktion (kalte Heimfahrt, sag ich Euch), war aber gottlob nur die Sicherung. Unerwartet war dann, dass die Scheinwerfer die ersten 2 Meter vor dem Wagen beleuchten, jedoch nicht weiter, was beim starken nächtlichen Regen auf der Heimfahrt irgendwie nicht so prickelnd war. Erwähnte ich, dass bei 2 Grad Außentemperatur die Heizung nicht ging?
TÜV bis Februar 18, also konnte ich erst mal zulassen und mich in einer Art "rolling restoration" um die "Kleinigkeiten" kümmern. Die nächsten Tage deckten einige davon auf und wie ich inzwischen hier in diesem phantastischen Forum gelernt habe, ist das wohl der Normalzustand. Kabelbaum Heckklappe (drittes Bremslicht und Kennzeichenleuchten gehen nicht) und Gasfedern stehen mir noch bevor, ABS Fehlermeldung, Airbag-Fehlermeldung, Bremse vorne platt (hatte ich bei der Besichtigung schon gesehen, war klar). Radio fehlte, dafür lag im Kofferraum das Anzeigeteil des 4:3-Navis (aber eben nur das, der komplette Rest fehlte). Kabel im Radioschacht wüst herausgeschnitten, da sollte wohl mal was anderes eingebaut werden. Der Radioträger war kopfüber eingebaut (hä???), hinten links im Kofferraum der Verstärker und ein zweiter daneben gelegt, der angekabelt war. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der verbaute tot ist (Wasserschaden) und der andere vielleicht nicht so recht zum Auto passt (Etikett ist weggekratzt) und einige Kanäle kein Ausgangssignal liefern. Gebrauchter Ersatz ist auf dem Postweg zu mir. Ah ja, mächtiger Ölverlust vorne unterm Wagen: Dichtung des Ölfilterflanschs.
ABS-Fühler vorne tauschen, beim E30 in fünf Minuten erledigt. Nein, nicht beim E39: Schrauben reißen ab, wie kann man auch Gewinde ins Alu der Radträger schneiden.... Ausgebohrt, Gewindehülsen, neuer Fühler, geht wieder. bei der rechten Spurstange ist der Faltenbalg hin und drunter das Kugelgelenk völlig gammelig, Ersatz liegt schon da und wartet auf das kommende Wochenende.
Airbag-Fehler, eine lustige Geschichte: beim Kauf war ein MFL (Buslenker) montiert, prima, denk ich, Tempomat ist Pflicht, sehr schön, ist ja da. Komisch, der Blinker stellt nicht zurück. Ein schönes M-Sport MFL besorgt und beim Einbau festgestellt, dass das Buslenkrad gar keinen Schleifring hatte, das steckte so drauf. Was für ein Murks. Tempomat geht mit dem MFL immer noch nicht, ein Airbag-Fehler ist weg, der der Sitzerkennung ist natürlich noch da (inzwischen Sitze getauscht, erledigt). Wieder was gelernt: bis März 1998 gibt's noch kein E-Gas und der Tempomat ist nicht mal eben mit Lenkrad anbauen getan. Blöd. Ein Nachrüst-Tempomat wartet jetzt auf Einbau, hab ich in einem E30 auch, komme damit klar.
Die Scheinwerfer habe ich inzwischen auch überholt, gottlob VFL ja kein Problem (und noch mal Danke für die Anleitung hier). Jetzt sieht man wieder was, wenn man nachts fährt.
Die Batterie war beim Kauf platt, eine neue ist drin, aber gelegentlich ist die nach einer oder zwei Nächten leer, da muss ich noch auf die Suche gehen, ich hab aktuell den Verstärker im Verdacht (wieso bekommt der auch Dauerplus?)
Bei den Schlüsseln habe ich die Batterien ersetzt und neu angelernt, schön, die Fernbedienung geht wieder. Ein Fensterheber hat sich zwei Tage nach Kauf verabschiedet, der Überholsatz liegt auch schon da, warum ist eigentlich so wenig Wochenende?
Wenn die Batterie leer ist, geht das Auto nicht auf, auch wenn die Betriebsanleitung behauptet, dass man nur den Schlüssel weiter drehen muss. Nein, nicht bei meinem Dicken. Das ist besonders blöd mit leerer Batterie, aber der Vorbesitzer hatte den richtigen Trick und ging mit einer externen Batterie an den Stecker der Anhängerkupplung - clever. Da muss ich bei Gelegenheit mal hinter schauen. Beim E30 gibt es da kleine Näschen, die gerne abbrechen, vielleicht auch hier.
Heckwischer war fest, repariert (Danke, Forum). Tipp: soweit zugänglich saubermachen, Ballistol ist viel besser als WD40, wirken lassen, mit Fett vor weiterem Wassereindringen schützen, ein paar Tage warten, dann geht es recht gut, die Welle zu ziehen und wieder gangbar zu machen.
Ja, die Heckklappe selber ist gut, das hat der Verkäufer auch sehr betont, auch die Schweller sind gut, andere Stellen, wo ich bisher hinsehen konnte, sind ok. Allerdings gibt es deutlich mehr Rost als zB beim E30 mit 20 Jahren.
Ach ja, die Heckklappe ist rostfrei. Die ganze Heckklappe? Ganz Gallien? Nein, der Rahmen der Scheibe leider nicht. Bei der Besichtigung im Halbdunkel haben wir es gar nicht gesehen, ich war ja froh, dass die Entriegelung funktioniert. Als dann aber Regenwasser aus der dritten Bremsleuchte auf die Laderaumabdeckung tropfte (und nicht ganz wenig) und eine genauere Inspektion der dritten Bremsleuchte ein Aquarium (ganz Gallien?) erkennen ließ, habe ich mal genauer hingesehen. Das Wasser tritt oberhalb der Scheibe ein, läuft in die Bremsleuchte und der Überlauf ergießt sich auf die Laderaumabdeckung. Blöd. Noch genauer hingesehen offenbart sich, dass die Heckscheibe insgesamt auf etwa drei Vierteln des Rahmen gar nicht mehr richtig aufliegt, die hat der Rost abgedrückt. Da mussten erst mal provisorische Maßnahmen her, ein guter gebrauchter Scheibenrahmen wird dann ein Sommerprojekt. Die Bremsleuchte wird auch einen Wasserschaden haben und wen wundert's, das Ding ist teuer und auch gebraucht teuer. Grummel, da muss ich mir etwas einfallen lassen.
Fazit des ersten Monats: der E39 ist ein sehr schönes Auto und fährt sehr schön (dass da die doppelte Leistung für mein persönliches Empfinden angemessen wäre, darf ich ihm nicht vorwerfen). Aber er hat eine Menge "Kleinigkeiten", die wirklich nerven. In der Summe ist mitsamt der Fehlersuche schon eine ganze Woche Arbeit da hinein gegangen, das wäre nicht bezahlbar, wenn man es machen lassen müsste. Und ich bin ja noch nicht ganz durch. Mein Wunsch nach einem 540 ist nach Lesen der Beiträge zum Thema "kleine" Servicearbeiten bei um die 200.000km schon komplett ernüchtert eingestellt. Ob ich doch noch nach einem 540 E34 schauen soll? Im Vergleich zum E30 mit 20 Jahren ist am E39 ganz viel dran, was weniger dauerhaft konstruiert ist und da so viel mehr dran ist, geht auch mehr kaputt.
Ich seh es positiv, der E34 ist uns ans Herz gewachsen und es gab schon jede Menge Dinge zu entdecken, vom Alu-Fachwerk unterm Motor bis zum stundenlangen Studium im TIS und WDS. Aber ein einfaches Auto, so: kaufen - reinsetzen - fahren ist offenbar nicht.
Gruß
Wolfgang