Hallo zusammen,
letztes Wochenende auf der BAB habe ich live vor mir gesehen, wie bei einem E39 vorne links der Reifen geplatzt ist.
Der Fahrer fuhr auf der rechten Spur hinter einem LKW und somit Gott sei Dank nicht schnell. Ich war zu diesem Zeitpunkt als der Reifen platzte auf der linken Spur und noch etwa 30 Meter von dem E39 hinter ihm entfernt. Dann ein dumpfer Knall und es war deutlich zu sehen wie der E39-Fahrer bemüht war sein Auto in der Spur zu halten bzw. das Lenkrad fest zu halten um dann nach rechts auf den Standstreifen auszuweichen.
Ich blieb dann ebenfalls auf dem Standstreifen vor ihm stehen um ggf. meine Hilfe anzubieten. Es war noch ein sehr junger Fahrer der verständlicherweise einen geschockten Eindruck machte, sich jedoch im Laufe unseres Gespräches immer mehr beruhigte.
Er teilte mir hierbei mit, daß er erst soeben den Wagen gekauft hatte, der E39 sein erstes Auto und er nun auf dem Heimweg sei. Da er ein Reserverad dabei hatte sowie nicht alleine war, kam er jedoch ohne Hilfe weiter zurecht. Soweit alles noch OK.
Das Bild vor mir wie der Reifen platzte, das Auto leicht ausbrach und der Fahrer den Wagen abgefangen hat war nun ständig vor mir ....
Was wäre passiert wenn er nicht mit knapp 90 Km/h hinter einem LKW gefahren wäre, sondern wenn die Tachonadel bei 160 Km/h oder 200 Km/h gestanden hätte und der Reifen platzt ...?!?! Wie fühlt sich so etwas an und wie würde ich ggf. reagieren ...? Was kann hierbei alles passieren ...?!
Schließlich hat man ja im Normalfall in solchen Situationen keine "Übung" ....!
Selbst gestern Morgen ließ mir das Ganze keine Ruhe und ich sprach mit Mitarbeitern einer BMW-Werkstatt zu der ich unterwegs war, warum so etwas überhaupt passiert und wie man so etwas tunlichst vermeiden kann.
Dort bekam ich dann eine - für mich - interessante Info die sicherlich auch hier im Forum alles andere als fehl am Platze und somit im Sinne der Forenmitglieder sein sollte:
Übereinstimmend teilten mir mehrere BMW-Mitarbeiter, einschl. eines Reifenhändlers den ich ebenfalls besuchte, mit, daß ein Hauptgrund sicherlich dieses "Bordsteinfahren" sein wird da hierbei der Reifen massiv belastet wird. Aus diesem Grund würden Mitarbeiter dort auch gerne bei einem eigenen (Privat) Gebrauchtwagenkauf sehen, daß die Reifen abgefahren sind. Dieses hätte dann quasi 2 "Vorteile".
1) Der Kaufpreis läßt sich sehr leicht drücken da schließlich neue Reifen fällig sind.
2) Durch die notwendigen neuen Reifen gibt es keine offenen Fragen OB die Reifen (des Öfteren?!) "Bordsteinerfahrung" haben oder nicht und somit das Risiko eines überraschenden Reifenplatzers minimiert wird.
Wer macht sich beim Gebrauchtwagenkauf schon Gedanken darüber ob die Reifen zuvor durch dieses Bordsteinfahren maltretiert wurden oder nicht? Man schaut nach dem Profil bzw. der Profiltiefe und ob die Reifen vielleicht noch einseitig abgefahren sind. Aber das war es auch schon, oder?
Versteckte aber klar vorliegende Schäden innerhalb des Reifens bleiben unsichtbar (Ausnahme wenn der Reifen sich bereits stellenweise sichtbar "ausbeult") ...
Wie wichtig der Gesamtzustand eines Reifens ist, darüber hatte mich noch der Reifenhändler anschließend informiert indem er mir verdeutlichte welche kleine Auflagefläche ein Reifen im Grunde genommen nur hat, welches Gewicht darauf liegt und schließlich daß dieses der einzige Kontakt zur Straße sei ...
Alles Dinge die man innerlich gar nicht bewußt zur Kenntnis nimmt bzw. dessen Bedeutung man eher unbewußt komplett igonriert ...
Man fährt ggf. mit 200 Km/h oder weitaus schneller und ist sich nicht bewußt daß der einzige Kontakt zur Fahrbahn aus lediglich 4 sehr kleinen Auflageflächen besteht ...
Auf dem Rückweg wieder hier in die Werkstatt mußte ich noch zur Post etc. Dort habe ich dann in einer Parklücke wartend sehen können, bzw. bewußt darauf geachtet, wie die gelebte Realität häufig bei SEHR VIELEN aussieht bzgl. diesem Bordsteinfahren und wie der Reifen ggf. dann massiv "einknickt" ....
Die Fahrer denken sich natürlich nichts dabei, aber wenn man einfach mal bewußt sich anschaut wie VIELE einfach und "mal eben" sogar schnell einen Bordstein hoch fahren und wie MASSIV der Reifen hier geknickt wird, dann wird einem klar, daß das Geflecht innerhalb des Reifens ggf. beschädigt werden kann bzw. wird. Wenn man nun bedenkt, daß dieser Vorgang - aus Gewohnheit! - immer und immer wieder passiert, dann ist es nur noch eine Frage der Logik was mit dem Reifen von innen passiert ...
Wenn so ein im Vorfeld geschädigter Reifen dann, durch sehr schneller Fahren / Kurvenfahren, einer massiven Belastung ausgesetzt wird, dann kann das natürlich der Tropfen sein der das Faß zum Überlaufen bringen kann .... mit ggf. fatalen Folgen für alle Betroffene .....
Habt Ihr schon mal Erfahrung mit einem Reifenplatzer gemacht? Ich finde die "Idee" ggf. ein Auto mit abgefahrenen Reifen zu kaufen um diese dann alleine aus Sicherheitsgründen sowieso zu erneuern nun in einem neuen Licht (es sei denn die Reifen wurden sowieso für einen Verkauf gerade erneuert).
Gruß aus Werne
Guido